Prolog Lyrik Prosa Epilog
ADLER Hoch oben in des Himmels Unbekümmertsein, zieht ein Adler seine Kreise. Am schroffen Hang steh ich allein und würd die Welt gern seh’n auf seine Weise. Ein ferner Ruf von ihm entsandt, springt durch die Schluchten an mein Ohr. Meinen Namen hab ich in dem Ruf erkannt, und er durchdringt mich wie ein Engelschor. Ich schau hinab ins dunkle Tal und lös vom Felsen meine Krallen. Der Adler oben ruft mich noch einmal - nun breit ich meine Flügel aus und lass mich fallen. Ich stürz hinab ins Tal, vorbei an grauem Felsgestein, an morschen Tannen, die qualvoll sich zum Licht verbiegen. Wollt eigentlich für immer frei und nah der Sonne sein, doch bleib zerschmettert auf der kalten Erde liegen. Ein letzter Blick hinauf ins Himmelszelt - mein Herz hört auf zu schlagen. Ein zweiter Adler hat sich nun hinzugesellt und lässt sich unbekümmert durch die Lüfte tragen... 2008