Die Adler sind seine Freunde, sie sind seine Brüder, sie sind Blutsbrüder. Er sucht sie dort, wo nur der Wind geht, und sonst niemand. Er will ihnen nah sein, glaubt sie zu sehen, will ihnen Einhalt gebieten, einer von ihnensein. Doch es sind nur Punkte am Horizont, die sich langsam in Nichts auflösen. Über dem Nebelmeer, auf einem Felsen, wo einst der Wanderer stand, hält er inne, ermerkt, dass seine existentielle Sicherheit nicht mehr tragfähig ist. Ja, er ist unsichergeworden in der Beantwortung der Frage, wozu er sein Leben noch benötigt, wenn er andie Grenzen der Erkenntnis gelangen wird. Soll er, nur um sich glücklich zu machen, darauf verfallen, nicht mehr daran zu denken? Wie abhängig erscheint ihm sein Geist von Körper und Umwelt. Die alten großen Dichter und Geistesheroen standen ihm mit ihrer gewaltigen Macht derWorte lange zur Seite, nährten und lehrten ihn, doch nun muß er sich seine Bestimmungselbst schaffen – ein Scardanelli unserer Zeit. Seinen von ihm selbst bestimmten Lebensauftrag kann er jedoch nur in der Rückschau imZusammenhang mit seinem Leben erkennen, der aber müde geworden ist auch die scheinbar nutz-und sinnloseste Betätigung einzuordnen. Die Adler, die ungekrönten Könige der Lüfte sind ihm eine Metapher geworden für dieSuche nach dem, was uns in der schnelllebigen, an Geist ausverkauften Zeit verwehrt ist. Dem äußeren Erscheinungsbild nach ein Hühnervogel, der die ihm zugeworfenen Körneraufpickt, doch in seinem Innersten schlägt noch immer das Herz eines Adlers. Wenn er in seinem Schloss sitzt und die Nacht sternenklar, da tragen ihn die Schwingenseiner Sehnsüchte nach Vollendung weit hinaus in die Lüfte, und da ist es ihm, als wäre erein Adler, der heimgekommen ist zu seinen Brüdern. Da legt er seine ganze Nutzlosigkeit ab, indem er seine geistige Unruhe hinter sich lässt –da ist er Adler, fern der in Schar der allzu vielen gackernden Hühner. Da atmet er ein den Geist eines Hölderlins oder Ludwig II. oder anderer Geistesgrößen,und seine Stimme durchschneidet den Äther in der Sprache eines Goethes: